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Kirche St. Georg

 

“Freunde der Kirche St. Georg auf dem Göttweiger Berg”

Ehrenschutz: Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll

3508 Paudorf, Hellerhof -

Tel 02736/7340 - Email: pfarre-paudorf@gmx.at

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St. Georg auf dem Göttweiger Berg

Auf der höchsten Kuppe des Berges Göttweig, der im 10./11. Jahrhundert zum großflächigen Besitz des Erzbistums Salzburg in Niederösterreich zählte, wurde vmtl. unter Erzbischof Dietmar (†907) eine Weihe der GeorgskircheHolzkirche errichtet.

Bischof Altmann von Passau (†1091), der das Gut Paudorf mit dem Berg von den Grafen von Formbach-Radlberg geschenkt erhalten hatte, ließ eine Steinkirche zu Ehren des Hl. Georg erbauen.

Diese wird in der Kirchen-Aufzählung der „Vita Altmanni“ an erster Stelle genannt. Sie wäre, heißt es, verbunden mit den Gebäuden von Inklusinnen. Vielleicht hat Frau Ava, erste Dichterin in deutscher Sprache, hier gelebt.

In der Vita Altmanni (Kap. 17) heißt es:  Bei Bischof Altmanns Amtsantritt in dem Bistum Passau waren fast alle Kirchen noch aus Holz erbaut. Er hat es fertiggebracht, dass jetzt fast alle Gotteshäuser des Bistums aus Stein erbaut sind.

Nach Bauarbeiten wurde die vom Stiftspfarrer neben St. Blasien mitverwaltete Kirche St. Georg 1437 und 1463 neu geweiht. Aus dem Jahr 1447 existiert ein Ablassbrief.

St. Georg wird in den ältesten Pfarrkirchenrechnungen von 1521/1522 und 1525/26 führend genannt. Der Klingelbeutelertrag am 23. April war 1522 der höchste und 1526 der zweithöchste des Jahres – höher als zu Ostern oder Weihnachten. Georg nämlich wurde um das Gedeihen der Feldfrüchte angefleht.

Im Zuge der 1. Wiener Türkenbelagerung 1529 kamen 6.000 türkische Streifscharen in die Gegend. Um das Stift zu erobern, sammelten sie sich „unter dem Berg des Hl. Georg in Paudorf“ (sub monte Sti Georgii ad Paudorf). Der Angriff scheiterte, die Kirche St. Georg wurde jedoch vermutlich zerstört, denn später gibt es von ihr keine Nachricht mehr. Die Steine der Kirche wurden wahrscheinlich für den Barockbau des Stiftes genutzt.

GeorgskircheAb 2005 fanden auf der höchsten Kuppe des Göttweiger Berges Lehrgrabungen der Universität Wien  (Univ.-Prof. Dr. Otto Urban) im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt (Mag. Christoph Blesl) und in Zusammenarbeit mit dem 2003 gegründeten Verein „Freunde der Kirche St. Georg auf dem Göttweiger Berg“ statt, am Ende der 4. Grabung (2008) wurde der erste Mauerzug der Kirche St. Georg entdeckt, 2009 und 2010 weitere. Blick auf den Schneeberg

Archäologische Funde beweisen eine 4000 Jahre alte – zumindest phasenweise - Besiedelung des Berges. Militärische Befestigungsanlagen wurden zuletzt unter Kaiser Napoleon und im Ersten Weltkrieg angelegt.

2011 bauten freiwillige Helfer die Kirchenstrukturen wieder auf; der Holzvorgängerbau wurde mit Pfosten angedeutet.

Von der Kirche St. Georg aus sieht man das Stift Göttweig, die Ruine Dürnstein (wo König Richard Löwenherz 1192/1193 gefangen saß), die Stadt Mautern (das Favianis des Hl. Severin) und bei Schönwetter auch den Schneeberg.

 Fotos: Hugo Rötzer


27. Kapitel der Vita Altmanni

(geschrieben von einem Göttweiger Mönch um 1135)

Der Berg Göttweig, der von den benachbarten Bergen durch eine Senke getrennt ist, reicht mit seinem hohen Gipfel fast an die Wolken.

Von länglich-runder Gestalt, war er früher dicht mit Wald bewachsen und ist heute mit Weingärten und Obstbäumen bepflanzt.

An die Stelle von Wassertümpeln sind nun Brunnen getreten.

War er früher durch seine guten Weideplätze bekannt, so ist er heute berühmt durch seine Bauten, wird er doch von sieben Kirchen geschmückt und so gleichsam zu den sieben Gaben des Heiligen Geistes emporgehoben.

Auf seiner höchsten Kuppe trägt er die zu Ehren des Heiligen Martyrers Georg erbaute Kirche. Mit ihr sind die Wohnungen von Inklusinnen verbunden.

Auf einer Felsenkuppe steht eine zweite Kirche, die der Hl. Erentrudis geweiht ist; an sie schließt sich das Gästehaus an.

Eine dritte erhebt sich auf dem Plateau des Berges. Sie ist als Hauptkirche der seligen Jungfrau Maria (Stiftskirche) geweiht und durch acht Altäre ausgezeichnet. An sie ist das Bruderhaus (Mönchskloster) angebaut.

Bei der vierten Kirche St. Benedikt liegt das Krankenhaus.

Eine fünfte zu Ehren des Hl. Johannes des Täufers erbaute Kirche ist durch einen Verbindungsgang mit dem Kapitelsaal der Brüder verbunden. Die sechste ist gleichfalls mit einem Umgang versehen und zu Ehren des Hl. Nikolaus geweiht. Sie lehnt sich an einen sehr hohen Turm an.

Die siebente Kirche St. Blasius steht am Fuß des Berges Klein-Wien) an einem kleinen Bach (Fladnitz). Dort befinden sich das Haus der Schwestern (Nonnenkloster) und die Herberge der Brüder (Pfisterhof), die in der Mühle und Bäckerei Dienst tun.

Weil unsere Gemeinschaft rastlos nach den acht Seligkeiten strebt, erbaut sie jetzt noch eine achte Kirche. Sie soll der Verehrung des Hl. Gotthard dienen.

St. Gotthard diente bis zum Stiftsbrand 1718 als Pfarrkirche und wurde 1719 abgerissen. Nachfolgebau ist die 1993 geweihte Kirche St. Altmann im Hellerhof.


Archäologische Führung auf dem Predigtstuhl am 25. 8. 2010

 

Ergebnis der 6. und letzten Lehrgrabung der Universität Wien in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt und unserem Verein.

Das Grabungsziel wurde erreicht: Die „Kirche St. Georg mit den Gebäuden der Inklusinnen” (Vita Altmanni) sowie ein hölzerner Vorgängerbau (aus der Zeit des 907 gefallenen Salzburger Erzbischofs Dietmar?) konnten nachgewiesen werden, daneben Bestattungen - vor allem von Traufenkindern.

 

Das Grabungsteam 2010

Das Grabungsteam 2010

 

Univ.-Prof. Dr. Otto Urban     Grabungsleiterin Mag. Barbara Hausmair

P. Dr. Udo Fischer und Univ.-Prof. Dr. Otto Urban       Die Hausherren des Berges: Kämmerer P. Maurus und Abt Columban

Dr. Urban in seinem Element     Nutzungsphasen

Detail1     Detail2

Detail3     Konzentrierte Geistlichkeit

Nachwuchs-Archäologe Julian    madonnenhafte Züge...

 Fotos: Hugo Rötzer


“Traufkinder”:

Mittelalter: Die Beisetzung von Früh- und Neugeborenen in Kirchen und auf Friedhöfen deckt sich mit verschiedenen Glaubensvorstellungen (Heiligenverehrung, Wiedergänger, Marienkult, Kult mit den armen Seelen, Fegefeuer und Limbus puerorum [Vorhölle]), die ihre Blütezeit im Spätmittelalter hatten. In dieser Zeit änderten sich auch die Jenseitsvorstellungen - es muß eine Jensetisvorsorge getroffen werden. Nichtgetaufte gehörten nicht zur christlichen Gemeinschaft und waren von der kirchlichen Beisetzung ausgeschlossen.

Hilfsmaßnahmen: Nottaufe, Taufe Totgeborener, Für Kinder, die trotz dieser Möglichkeiten ungetauft gestorben waren, blieb das wohl heimliche Bestatten im Inneren der Kirche oder auf ungeweihten Plätzen im Friedhof.

Neuzeit: Im 16. Jh. war in den reformierten Gebieten die Taufe keine Bedingung mehr für ein Begräbnis im Friedhof. Die Reformation schuf zwar auf theologischer Grundlage eine klare Zäsur, im Volk blieb das mittelalterliche und noch weiter zurückreichende Gedankengut jedoch bestehen. Man war nicht sicher, Man war nicht sicher, ob die Ungetauften nicht doch ein ungewisses Schicksal erwartete. Eine gewisse Jenseitsvorsorge schien weiterhin nötig. Die Ambivalenz einerseits die Schutzbedürftigkeit, anderseits die Gefährlichkeit der Ungetauften bewirkte das verbreitete Tradieren des Bestattungsbrauchtums und mündete in der Ausbildung der Traufgräber. Im Inneren der Kirchen kann eine Kontinuität des Bestattungsbrauchs für früh- und neugeborene Kinder belegt werden.

Hilfsmaßnahmen: Das Bestatten unter der Dachtraufe der Kirche die „Traufkinder” und das Bestatten an den traditionell heilsfördernden Stellen im Kircheninneren.

 

Der Göttweiger Berg

Der landschaftsbeherrschende Tafelberg, auf dem im 11. Jahrhundert erstmals Klosteranlagen errichtet wurden, übt bereits seit Jahrtausenden große Faszination auf die Menschen aus.

Teile des Berges und sein Umland waren schon in der Jungsteinzeit besiedelt. Auf den Gipfelplateaus fanden die Archäologen Spuren menschlicher Tätigkeit seit der Bronzezeit um 2000 vor Chr. Im ersten Jahrtausend vor Christus wurde der Berggipfel zu einer Befestigung ausgebaut. Um 1900 wurde unter Abt Adalbert Dungl das Stift Göttweig selbst eine Stätte archäologischer Forschung. Seit 2005 wird wird auf dem Göttweiger Predigtstuhl wieder mit Spaten, Pinsel und dem Einsatz modernster Technik geforscht um uralten Geheimnissen auf die Spur zu kommen und mittelalterliche Urkunden zu überprüfen.

 

 

 

 <Pfarre Paudorf-G.